UBE berät: Fax über DSL – geht das überhaupt?

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Fax über DSL

Fax über DSL

Faxen über den Internetanschluss ist problematisch – die UBE informiert

Beim Senden und Empfangen eines Fax über DSL am neue Telefon/Internet-Anschluss kommt es immer wieder zu Schwierigkeiten. Alle Provider verwenden heute die Breitband-Internetleitungen (IP-Netze) zur digitalen Übertragung aller Signale. Es wird also auch die Sprache digitalisiert und mit Bits (1 oder 0) und Bytes (8 Bit) in Paketen übertragen. Und genau hier liegen die Schwierigkeiten.

Früher, bei den alten ISDN- oder analogen Anschlüssen, wurden Faxe über den Sprachkanal nach dem T.30-Protokoll versendet. Durch die sehr hohe Zuverlässigkeit in herkömmlichen TDM-Netzwerken war normalerweise eine sichere Sprachverbindung gewährleistet und auch Faxe wurden nahezu fehlerfrei übertragen.

Verbindungsabbruch beim Fax über DSL

Das trifft in neuen IP-Netzen (IP = Internet-Protokoll) jedoch nicht immer zu, denn Sprache wird meist ungesichert übertragen.
IP-Pakete können verloren gehen. Was in einer Höhe von bis zu 5% für das menschliche Ohr nicht wahrnehmbar ist, führt jedoch zu Informationsverlusten oder Verbindungsabbrüchen bei Fax-Übertragungen. Damit wird die geschäftliche Kommunikation vor allem im Mittelstand, bei Kleinunternehmern und in Praxen, wo das Fax noch ständig eingesetzt wird, empfindlich gestört.

Was können Sie tun?

Falls Sie ein ganz normales, herkömmliches Faxgerät mit TAE-Stecker haben, stecken Sie dieses an Ihren neuen Breitband-Router an (beim RJ12 Stecker ggf. über Adapter) und probieren es aus.
Bei derzeitigen Netzen sollte das meistens funktionieren. Und wenn eine Fehlermeldung kommt, wiederholen Sie den Vorgang einfach noch einmal.

Wie können Sie die Stabilität verbessern?

Um das ganze noch zu verbessern kann man die Geschwindigkeit am Fax auf 9600 Baud herabsetzen, die Wahltonerkennung ausstellen und dafür eine Verzögerung von 1-2 Sekunden einstellen.
Wenn Sie einen Router mit zwei oder mehr Telefonanschlüssen haben, richten Sie unter „Telefonie / Fax“ einen davon für „Faxfunktion“ ein und stecken das Gerät dort an.
Hierbei wird die für Sprache sinnvolle aber fürs Faxen störende Signalaufbereitung abgeschaltet und die sonstige Signalbearbeitung angepasst.

Der T.38 Standard – (noch) nicht bei der Telekom:

Schauen Sie in Ihrem Router (z.B. Fritzbox) unter „Telefoneinstellungen“, „Eigene Rufnummern“, „Anschlusseinstellungen“ nach, ob Sie die die Option T.38 ausschalten können.
Bei neueren Geräten sollte das möglich sein, ggf. müssen Sie in der Benutzeroberfläche die „Erweiterte Ansicht“ (rechts oben) aktivieren.
Der Standard T.38 (Fax over IP) ermöglicht eine zuverlässige Faxübertragung nicht mit Signaltönen sondern über ein spezielles Netzwerkprotokoll und ist wesentlich unanfälliger für Störungen.
Da jedoch die Telekom (zumindest zur Zeit) T.38 fast nie anbietet, testen Sie ob die T.38 Option „Ein“ oder „Aus“ zu einem besseren Ergebnis führt.
Nachdem wichtige Telekommunikationsanbieter wie 1&1, Arcor, O2 und Vodafone T.38 unterstützen, wollen wir hoffen, dass auch die Telekom noch zur Einsicht kommt. Wenn durch die fortwährende Umstellung auf VoIP (Telefonieren über das Internet) genügend Beschwerden wegen Problemen bei Fax über DSL anfallen, wird sich der rosarote Riese eventuell noch besinnen.

Faxgerät für den gewerblichen Bereich

Falls Faxen für Sie wichtig ist, Sie öfter ein Fax über DSL versenden und Sie sowieso ein neues Gerät benötigen, ist es auch nicht viel einfacher.
Besorgen Sie sich auf jeden Fall ein Faxgerät, das auch für den direkten Faxversand und -empfang per T.38, mit einem G.711-Sprachcodec und mit einem All-IP-Anschluss ausgerüstet ist.
Der örtliche Fachhandel ist hierfür sicher die richtige Adresse.
Bestehen Sie für Ihre Firmen oder für Ihre Praxen bei Ihrem bisherigen Telefonanbieter nachdrücklich darauf, dass Sie den bisherigen ISDN- oder analogen Anschluss (am besten zusätzlich) noch behalten können. Das muss der Anbieter zumindest bis Ende 2018 gewährleisten.
Vorsicht: Alle Provider wollen die alten Anschlüsse schnell weg haben und werden versuchen, Sie davon abzubringen.

Faxgerät für den privaten Bereich

In Zeiten von IP-Netzen sollten Sie für zu Hause kein reines Faxgerät mehr anschaffen.
Besser ist es, gleich einen Multifunktionsdrucker mit Faxfunktion, Scanner und PC-Anschluss zu beschaffen. Das Multifunktionsgerät kommt, wie weiter oben beschrieben, mit dem Telefonkabel an den Breitband-Router und natürlich mit dem USB-Kabel oder per WLAN an den PC.
Wie gesagt, meistens wird das Faxen funktionieren.
Wenn es beim Faxen dennoch Schwierigkeiten gibt, kann das Dokument auch gescannt und als Mail-Anhang versendet werden.

Was gibt es sonst noch?

Daneben gibt es die Möglichkeiten, statt über den eigenen Telefonanschluss über einen Internetdienst (Cloud Services) zu faxen. Die Beschreibung solcher kostenpflichtiger Dienste würde hier den Rahmen sprengen und ist mehr für den professionellen Bereich geeignet.

Nur am Rande

Eine Zusammenfassung aus der Zeitschrift c’t zu diesem Thema:
Auch die VoIP-Anbieter haben darauf reagiert, dass immer noch bei vielen Kunden Faxgeräte werkeln. Sie versuchen, über Priorisierung die VoIP-Daten möglichst verzögerungsfrei und ohne Paketverluste zuzustellen, was ganz nebenbei auch die Qualität der Sprachübertragung erhöht. Allerdings sind diese Bemühungen nicht immer von Erfolg gekrönt, denn zahlreiche Komponenten bieten unzählige Fehlermöglichkeiten. Die gröbsten Schnitzer sind inzwischen ausgebügelt, bei der c’t-Redaktion gehen nur noch selten Beschwerden über schlechte VoIP-Verbindungen ein.

Recherche und Text: Heinz Wölfel

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